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GFK - Methode oder Haltung?

Seit einiger Zeit fällt mir auf, dass es in der GFK Szene immer wichtiger wird zu betonen, dass es hauptsächlich um die Haltung geht und nicht um

die Methode. Ist das tatsächlich hilfreich? Dazu möchte ich meine Gedanken teilen und beginne mit einem Beispiel:

Eine Freundin von mir, Martina, spricht und spricht und dann hält sie bewusst an und stellt mir eine Frage, so geschieht es in regelmäßigem Rhythmus. Ich habe zwischendrin immer wieder den Impuls etwas zu sagen, da es ihr scheinbar so wichtig ist zu sprechen, lege ich meine Impulse erstmal wohlwollend zur Seite. Die Fragen die sie mir ab und an stellt, drehen sich jeweils um etwas das mich gerade nicht sehr  interessiert. Allmählich wird mir unwohler. Ich spüre eine innere Regel: unterbrechen ist unfreundlich (ist es mein Glaubenssatz oder ihrer?). Mein Gedanke ist nun, dass mir Redezeit zugewiesen wird und ich fühle mich ohnmächtig. Schließlich unterbreche ich doch. Ich möchte in meinem Fluss dabei sein, nach meinem Gespür etwas dazu sagen, Raum haben. Dass im Gespräch eine Offenheit und ein Gefühl füreinander da ist.

Dieses: „ ich mache eine Pause jetzt und höre auch mal zu“,  scheint mir ein bewusst eingeübtes Verhalten zu sein. Als wenn das Bewusstsein etwas dazwischen schiebt und steuert. Dabei fehlt nach meinem Eindruck, eine Verbindung, zu der eigenen Intuition, zu den eigentlichen Gefühlen und die Verbindung zu mir.

Und gleichzeitig kann ich die gute Absicht erkennen, mir bewusst Raum zu geben. Ein erster Schritt aufeinander zu!

So oder ähnlich kommt es auch manchmal rüber, wenn die 4 Schritte der GFK bewusst angewandt werden. In den ersten Jahren in denen ich GFK übte, sagte meine Tochter z.B. zu mir: „ Mama, ich spüre dich gar nicht mehr richtig, ich will dich zurück, so wie du früher warst!“

GFK ist eine Kommunikationsmethode, die dann wirklich verbindend wirkt, wenn sie zur Haltung geworden ist. Also wenn ihre Grundsätze so tief (stark) verinnerlicht sind, dass sie dem Unbewussten zur Verfügung stehen. Wenn ihre Leitlinien in das eigene Weltbild mit eingewoben sind, so dass sie ein Teil des Wertsystems und der tief gewussten Wahrheit  geworden sind.

Und dieses Einweben geschieht nach meiner Erfahrung über das Bewusstsein, über das bewusste Anwenden der Methode, klein klein, immer wieder für einzelne Situationen. Das heißt, für mich ist das Anwenden der Methode ein wichtiger Schritt, bei dem allmählichen Lernen der Haltung. Und es beinhaltet die Entscheidung auf diesem Weg weiter zu gehen, einen inneren Wandel zu wollziehen.

Hier entfaltet sich schon die große Hilfe und Unterstützung der GFK im Leben des Übenden, Lernenden. Durch das Klären schwieriger Lebenssituationen oft im Nachhinein, z.B. bei Konflikten oder in Situationen in denen jegliche Art von Unwohlsein, die verstanden werden möchten, in vier Schritten geklärt werden kann. Es ist wertvoll sich dafür die Zeit zu nehmen, diese Schritte bewusst als Hilfe zu nutzen, dabei die eigenen Gefühle und Bedürfnisse und die des anderen zu erforschen oder im Klärungsgespräch zu erfahren. Durch dieses stetige Anwenden wird dieses Wissen allmählich ein Teil des inneren unbewussten Denkens.  Es verwebt sich mit der Intuition und hat Einfluss auf das Sein – wird zur Haltung. Diese Haltung ist höchst wertschätzend für die eigene Person und für das Gegenüber. Sie wirkt befriedend in jeglicher Hinsicht, weg von bewertenden Gedanken, hin zu dem was dahinter liegt.  Die Fähigkeit offenen Herzens präsent  zu sein, führt zu einer tiefen Verbindung zu sich selbst und anderen.

Auf diesem Weg entstehen viele Möglichkeiten verdrängte Gefühle wieder zu integrieren. Durch das bewusste Wahrnehmen und erforschen der Gefühle und Bedürfnisse ist das sozusagen Bestandteil des Einübens. Es ist daher auch ein Weg des Umgangs mit den eigenen Traumata und bietet Heilungsschritte dafür an. Ein Weg der gegenseitigen Hilfe mit seelischen Verletzungen umzugehen. Z.B. wenn man einander Einfühlung gibt und hilft mit starken Gefühlen umzugehen.

Nochmal zum eingangs beschriebenen Beispiel – hier schiebt sich das Bewusstsein dazwischen, es fehlt - noch - die Haltung die auf intuitivem Wissen beruht. Das Bewusstsein verwaltet ein inneres Mangel Gefühl: Diesen Wunsch ganz viel gehört zu werden, ganz viel Aufmerksamkeit zu bekommen. Ein Gefühl das tief verankert ist und vielleicht auf einer seelischen Verletzung beruht. Ich schreibe „ganz viel“ um auszudrücken, dass diese Ausgewogenheit in der Beziehung, dass für jeden Beteiligten Raum da ist, mir fehlt. Es könnte damit zusammen hängen, dass dieser Mensch in der Kindheit chronisch zu wenig Beachtung bekam, zu wenig Raum und Zeit. Die Entscheidung dem anderen Raum zu geben ist schon da. Der erste Schritt! Der Weg mit GFK gibt die Möglichkeit herauszufinden,  was brauche ich jetzt, und auch, was brauche ich jetzt ganz stark, weil es tief in mir ungenährt ist, weil ich es als Kind häufig oder heftig zu wenig bekommen habe. Und ich kann lernen (oder auch Hilfe dabei bekommen), diese Verantwortung für mich zu nehmen und nach und nach, nachzunähren. Und damit immer mehr in die Lage zu kommen gut mit mir in Verbindung zu sein und auch intuitiv im Miteinander offen und im Fluss.

Das ist ein weiterer wichtiger Schritt, um GFK wirklich als Unterstützung und nicht als Hürde in mein Leben zu integrieren: „ Alles Lachen lachen und alle Tränen weinen“. Bin ich bereit meine Gefühle, auch die tief verborgenen anzuschauen zu spüren (vielleicht auch die sehr schmerzlichen), meine zentralen Bedürfnisse zu entdecken, kann ich mich mit meinen tiefen Ressourcen verbinden – und dann auch die Formalistik der vier Schritte loslassen und nur noch dann zur Hilfe nehmen, wenn es dienlich ist?

Nochmal zurück zum Eingangs Beispiel: Hier habe ich zunächst auf mein Gegenüber geschaut – um möglichst klar einen Unterschied zwischen Methode und Haltung zu verdeutlichen. Ich denke nicht immer in der Haltung und in Verbindung zu sein, ist ein Teil des Weges und natürlich auch in meinem Leben – ich könnte genauso gut Martina sein. Ein buddhistisches Sprichwort sagt: „Ich bin du und du bist ich“. Und ich bin häufig in ähnlicher Lage, wenn z.B. Streit ist und ich froh bin überhaupt die Methode anwenden zu können (mechanische vier Schritte, obwohl es in mir anders aussieht) – bevor ich es schaffe mir den nötigen Abstand zu nehmen und mich mit mir selbst zu verbinden. Meine Rolle nun in dem Beispiel:  Wie beschrieben nahm ich etwas im Gespräch wahr, und fühlte mich zunächst ohnmächtig  dabei, weil ich spüren wollte, dass Raum für mich da ist. Das ist ein wichtiges Bedürfnis in meinem Leben, dessen besondere Ausgeprägtheit in Erfahrungen meiner Kindheit beruht. Durch mein Gegenüber hatte ich nun die Möglichkeit  diesen Teil von mir zu spüren, die Ohnmacht einen Moment da sein zu lassen und willkommen zu heißen. So konnte ich dem Verletzten in mir mitfühlend zu begegnen – mich mit mir selbst verbinden und wieder ein bisschen mehr heilen. Das ist das Geschenk, dass wir uns gegenseitig machen, wenn wir uns an unseren verletzlichen Punkten berühren. Es ermöglicht es erst, tief mit uns selbst in Berührung zu kommen und heilsame Wege zu finden. Und damit immer mehr mit uns selbst und einander in Verbindung zu kommen. Die gewaltfreie Kommunikation trägt durch ihre Grundsätze die nötige Haltung dazu bei, die dies ermöglicht. – Mein Pädoyer: Ohne Methode keine Haltung, beides ist wichtig!

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Silvia Klose


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